Georg (Richard) Blumenthal

 08. April 1888 in Biesenthal

 15. März 1964 in Berlin

Kurzbiographie

Georg Blumenthal (1888-1964) absolvierte als Sohn eines Arztes sein Medizinstudium an den Universitäten in Berlin, Erlangen und Halle. Im Jahr 1911 kam er als 23-jähriger Medizinalpraktikant an das Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten – wie das heutige Robert Koch-Institut (RKI) seit seiner Gründung 1891 hieß. Dort war er zunächst bei August von Wassermann (1866-1925) in der Serologischen Abteilung tätig, bei dem er auch seine Doktorarbeit „Über die Wertbestimmung des Genickstarreserums“ (1913) schrieb. Nachdem er im Ersten Weltkrieg als Sanitätsoffizier gedient hatte, kehrte er 1919 ans RKI zurück, wo er zunächst als Assistent, später als Oberassistent in der Serologischen Abteilung arbeitete. Ende März 1933 musste er aufgrund seiner jüdischen Herkunft das RKI verlassen. Auch seine bereits bei der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin eingereichte Habilitationsschrift wurde abgewiesen.

Die nächsten Jahre war er als niedergelassener Augenarzt tätig. Als Weltkriegsteilnehmer („Frontkämpferprivileg“) und durch seine 1931 erfolgte Heirat mit der Nichtjüdin Agnes Heinrich (1897-1973) war er teilweise vor den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten geschützt. Nachdem allen jüdischen Ärztinnen und Ärzten 1938 die Approbation entzogen worden war, durfte sich Blumenthal als „Krankenbehandler“ fortan nur noch um jüdische Patientinnen und Patienten kümmern. Anfang 1944 tauchte das Ehepaar Blumenthal unter; Georg Blumenthal versteckte sich bis zum Kriegende in einer Laube auf der Insel Maienwerder im Tegeler See. Im Sommer 1945 kehrte Blumenthal ans RKI zurück und half bei dessen Wiederaufbau mit. Die Humboldt-Universität verlieh ihm 1947 den Professorentitel. Bis kurz vor seinem Tod mit 75 Jahren war Blumenthal am RKI tätig – also weit über die eigentliche Altersgrenze hinaus. Er gehörte zu den Mitbegründern der Fachzeitschrift „Blut“ (heute: Annals of Hematology) und erhielt u.a. die Robert Koch-Plakette sowie das Bundesverdienstkreuz. 50 Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit am RKI wurde 1961 das Goldene Jubiläum seiner Institutszugehörigkeit feierlich begangen. Das kinderlose Ehepaar hatte testamentarisch die Gründung der Georg und Agnes Blumenthal-Stiftung verfügt, aus deren Mitteln bis heute die serologische Forschung am RKI gefördert wird.

Quellen:

  • Maassen W (1961) Herrn Professor Dr. med. Georg Blumenthal zum Goldenen Jubiläum seiner Zugehörigkeit zum Robert Koch-Institut. Blut 7 (4): 255-256
  • Maassen W (1964) Georg Blumenthal in memoriam. Blut 10 (3): 97-98
  • Schwoch R (2018) Jüdische Ärzte als Krankenbehandler in Berlin zwischen 1938 und 1945. Mabuse-Verlag: Frankfurt am Main