Hans Munter

14. Februar 1895 in Berlin

07. Februar 1935 in Berlin

Kurzbiographie

Hans Munter (1895-1935) war das jüngste von drei Kindern des Berliner Kaufmanns Siegfried Munter und dessen Ehefrau Valeska (geb. Cohn). Nachdem er zu Ostern 1913 seine Reifeprüfung abgelegt hatte, nahm er sein Medizinstudium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität auf. Während der ersten zwei Kriegsjahre war er im Sanitätsdienst tätig. Im Februar 1918 bestand er das medizinische Staatsexamen, Ende Februar 1919 die Approbation als Arzt. Im März 1919 promovierte er mit einer Arbeit „Über Aetiologie und pathologische Anatomie der haemorrhagischen Diathesen“ [krankhaft gesteigerte Blutungsneigung].

Nachdem Hans Munter zunächst als planmäßiger Assistent der Inneren Abteilung im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Schöneberg tätig gewesen war, trat er zum 1. September 1920 ins Robert Koch-Institut (RKI) ein. Schon nach kurzer Zeit erhielt er eine planmäßige Assistentenstelle. In der von Richard Otto (1872-1952) geleiteten serologischen Abteilung des RKI forschte und publizierte er in den ersten Jahren zu unterschiedlichen Themen, darunter zur Bakteriophagie, über experimentelles Fleckfieber, Blutgruppen, Antikörper-Abspaltung, Serodiagnostik der Lues, der Schwangerschaft und des Krebses. Ab November 1927 arbeitete er gemeinsam mit Lucie Adelsberger (1895-1971) in der neugegründeten Beobachtungsstelle für Überempfindlichkeitsreaktionen. Gemeinsam entwickelten sie nicht nur eine rege Forschungs- und Publikationstätigkeit zu allergischen Erkrankungen, sondern bauten die „Beobachtungsstelle“ auch zu einer Beratungs- und Behandlungsstelle für betroffene Patienten aus.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Hans Munter im Frühjahr 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft aus dem RKI entlassen. Fortan war er auf seine eigene Praxistätigkeit als Internist (Schwerpunkt: Lungenkrankheiten) zurückgeworfen. Er erkrankte jedoch an einem Magengeschwür, an dem er eine Woche vor seinem 40. Geburtstag am 7. Februar 1935 im Berliner Franziskus-Krankenhaus starb. Seine nicht-jüdische Ehefrau heiratete erneut, wodurch seine beiden Kinder der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entkamen.

Quellen:

  • Auskunft der Nachkommen von Hans Munter
  • Bundesarchiv Berlin: R86-6345; RKI-Personalakte von Hans Munter
  • Hinz-Wessels A (2008) Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus. Kulturverlag Kadmos: Berlin