Ludwig Kleeberg

19. Mai 1890 in Hofgeismar

 21. September 1964 in New York

Kurzbiographie

Ludwig (Siegfried) Kleeberg (1890-1964) wurde im nordhessischen Hofgeismar als Sohn der Eheleute Hermann Kleeberg und Paula (geb. Kuhn) geboren. Nach dem Abitur führte ihn das Medizinstudium zunächst an die Universitäten von München und Freiburg. Die klinischen Semester studierte er in Berlin, Kiel und Heidelberg, wo er im August 1914 die ärztliche Prüfung bestand und seine Approbation als Arzt erhielt. Während des Ersten Weltkriegs zum Sanitätsdienst bestellt, promovierte er 1917 mit einer an der Universität Jena vorgelegten Dissertation über einen Fall von „Uterusruptur nach Pituitrin“ [Hypophysenextrakt vom Rind].

Nach dem Krieg ließ sich Ludwig Kleeberg bei Felix Pinkus (1868-1947) in Berlin und Josef Jadassohn (1863-1936) in Breslau im Fach Dermatologie ausbilden. Ab 1923 arbeitete er zusammen mit seinem Lehrer Pinkus in einer dermatologischen Gemeinschaftspraxis in Berlin. Gleichzeitig war er in verschiedenen Einrichtungen ärztlich tätig und veröffentlichte Forschungsarbeiten über Haut- und Geschlechtskrankheiten. Im Juni 1924 heiratete er Marta Sundheimer, 1925 und 1927 kamen die beiden Söhne Hans und Fritz (Fred) zur Welt. Ab März 1931 war Ludwig Kleeberg neben seiner Praxistätigkeit in der Chemotherapeutischen Abteilung des Robert Koch-Instituts tätig. Während der folgenden zwei Jahre beteiligte er sich als freiwilliger wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an Untersuchungen über das Lymphogranuloma, eine Geschlechtskrankheit, die durch das Bakterium Chlamydia trachomatis ausgelöst wird.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten riet Ludwig Kleebergs bereits nach England emigrierter Schwager ihm, ebenfalls das Land zu verlassen. Am 1. April 1933 zog er mit seiner Frau und den beiden Söhnen ins niederländische Hilversum – und kam somit seiner Entlassung am RKI zuvor. Im Juni 1933 starb Sohn Hans im Alter von acht Jahren. Kurze Zeit später siedelte die Familie nach London über. Nachdem er die notwendigen Examina nachgeholt hatte, führte Ludwig Kleeberg dort von 1936 bis 1940 eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Nach Kriegsausbruch floh die Familie 1940 zunächst nach Mexiko, bevor sie 1941 in die USA einreisen konnte. In New York, wo die Familie fortan lebte, war Ludwig Kleeberg erneut als niedergelassener Dermatologe tätig. Zudem erhielt er an der New York Post-Graduate Medical School and Hospital eine Stelle als Dozent und Wissenschaftler. Er starb in New York City im Alter von 74 Jahren.

Quellen:

  • Auskunft von Margaret Kelly und John M. Kleeberg, den Enkelkindern von Ludwig Kleeberg
  • Hinz-Wessels A (2008) Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus. Kulturverlag Kadmos: Berlin
  • Hubenstorf M (1994) „Aber es kommt mir doch so vor, als ob Sie dabei nichts verloren hätten.“ In: Fischer W, Hierholzer K, Hubenstorf M, Walther PT, Winau R (Hrsg) Exodus von Wissenschaften aus Berlin. Fragestellungen – Ergebnisse – Desiderate. Entwicklungen vor und nach 1933. Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Forschungsbericht 7. Walter de Gruyter: Berlin/New York, 355-460
  • Unbekannter Verfasser [J. B.] (1964) Dr. Ludwig S. Kleeberg [Nachruf]. Aufbau vom 6. November 1964, S. 17