Fritz Kauffmann
15. Januar 1899 in Preußisch Stargard (ehemals Westpreußen)
27. September 1978 in Kopenhagen
Kurzbiographie
Fritz Kauffmann (1899-1978) stammte aus Preußisch Stargard (bei Danzig), das zu jener Zeit zur deutschen Provinz Westpreußen gehörte. Nachdem er 1917 das Abitur erlangt hatte, wurde er zum Kriegsdienst einberufen. Von 1919 bis 1922 studierte er Medizin in Greifswald, München und Hamburg. In Hamburg bestand er das ärztliche Staatsexamen und promovierte über einen Fall von paroxysmaler Lähmung [wiederkehrend auftretende Muskellähmungen] bei Max Nonne (1861-1959), dem Leiter der Neurologischen Klinik.
Zum Jahresbeginn 1923 begann Kauffmann seine Tätigkeit am Robert Koch-Institut (RKI) – zunächst als Medizinalpraktikant, dann als unbezahlter Volontär. Im Dezember 1924 wurde er als außerplanmäßiger Assistent eingestellt, im Oktober 1928 zum planmäßigen Assistenten befördert. Während seiner Zeit am RKI arbeitete er in unterschiedlichen Abteilungen, u.a. im Bakteriologischen Untersuchungsamt, in der Seuchenabteilung und in der staatlichen Impfanstalt. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Erforschung der Darmbakterien. Gemeinsam mit Eduard Boecker (1886-1953), dem Leiter des Untersuchungsamtes, veröffentlichte er 1931 das als „Leitfaden für Ärzte, Studierende und technische Assistentinnen“ konzipierte Buch „Bakteriologische Diagnostik“. Seit Ende 1932 erholte sich Kauffmann in der Schweiz von einer Tuberkuloseerkrankung, die er sich offenbar im Labor am RKI zugezogen hatte.
Nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernommen hatten und die jüdischen Mitarbeitenden am RKI entlassen worden waren, kehrte Fritz Kauffmann nicht nach Deutschland zurück. Gemeinsam mit seiner Frau Hertha (geb. Ramann), die er im Januar 1932 noch in Berlin geheiratet hatte, emigrierte er nach Dänemark, wo er seine Forschungen am Staatlichen Seruminstitut in Kopenhagen fortsetzen konnte. Dort baute er die Pneumokokken-Serologie aus und entwickelte basierend auf Vorarbeiten des britischen Bakteriologen Philip Bruce White (1891-1949) ein Klassifikationssystem zur Einordnung von Salmonellen auf serologischer Basis („Kauffmann-White-Schema“). Im Oktober 1943 musste Kauffmann infolge der deutschen Besetzung Dänemarks nach Schweden fliehen; nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er für ein Jahr als Stipendiat der Rockefeller Foundation in den USA. Nach seiner Rückkehr an das Staatliche Seruminstitut in Kopenhagen leitete er über viele Jahre die von der Weltgesundheitsorganisation geförderte Internationale Salmonella- und Escherichia-Zentrale.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die Fritz Kauffmann erhielt, zählen der Aronson-Preis (1958) sowie der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis (1964). Im Sinne einer Wiedergutmachung wurde er mit rückwirkender Kraft zum Professor sowie 1966 zum Ehrenmitglied des RKI ernannt. Kauffmann, der seit 1939 dänischer Staatsbürger war, starb wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag in Kopenhagen. In Nachrufen wurde er als „einer der Großen der Weltbakteriologie“ sowie als „Primus mundi der Salmonellenforschung“ geehrt. Der wichtigste Preis der dänischen Mikrobiologie trägt bis heute seinen Namen.
Quellen:
- Ewing WH (1979) Contributor to Systematic Microbiology. Fritz Kauffmann, 1899-1978. International Journal of Systematic Bacteriology 29 (4): 437
- Fey H (1978) Zum Hinschied von Prof. Dr. F. Kauffmann, ehemals Statens Serum Institut Kopenhagen, langjähriger Leiter der Internationalen Salmonella- und Escherichia-Zentrale. Schweizer Archiv für Tierheilkunde 120 (11): 601-604
- Hinz-Wessels A (2008) Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus. Kulturverlag Kadmos: Berlin
- Hofmann S, Henneberg G (1959) Professor Dr. med. Fritz Kauffmann zum 60. Geburtstag. Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene (Erste Abteilung/Originale) 174 (5-6): 293-296
- Kauffmann F (1969) Erinnerungen eines Bakteriologen. Zur Geschichte der Enterobacteriaceen-Forschung. Munksgaard: Kopenhagen
- Parnas J (1989) In memoriam Fritz Kauffmann (1899-1978) – Primus mundi der Salmonellenforschung. Würzburger Medizinhistorische Mitteilungen 7: 347-352
- Rohde R, Winkle S (1979) In memoriam Prof. Dr. med. Fritz Kauffmann. Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene (Erste Abteilung/Originale) 243 (2-3): 141-146