Ulrich Friedemann

07. Mai 1877 in Berlin

16. November 1949 in New York

Kurzbiographie

Ulrich Friedemann (1877-1949) stammte aus einer angesehenen Berliner Familie. Sein Medizinstudium führte ihn an die Universitäten von Freiburg, Berlin und Heidelberg. Als junger Arzt arbeitete er einige Zeit als Assistent bei Paul Ehrlich (1854-1915) in Frankfurt am Main. Zurück in Berlin war er – zunächst bei Max Rubner (1854-1932), später bei Carl Flügge (1847-1923), den beiden Nachfolgern von Robert Koch auf dem Lehrstuhl für Hygiene – als Leiter der bakteriologischen Abteilung im Hygienischen Institut der Universität tätig. Drei Jahre nach seiner im Jahr 1908 erfolgten Habilitation wurde er zum Leiter der bakteriologischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Moabit ernannt.

Im Jahr 1915 übernahm Ulrich Friedemann die Leitung der Klinischen Abteilung des Robert Koch-Instituts (RKI) im Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Dieses war in unmittelbarer Nähe des im Jahr 1900 fertiggestellten Neubaus des Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, wie das RKI damals offiziell hieß, eröffnet worden. Als nebenamtliches wissenschaftliches Institutsmitglied forschte Friedemann zu verschiedenen Infektionskrankheiten, darunter Scharlach, Diphterie, Pocken und Grippe. Im Jahr 1927 heiratete er die Witwe seines ehemaligen RKI-Kollegen Julius Morgenroth (1871-1924).

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Friedemann im Zuge des von den Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 verabschiedeten Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums am RKI entlassen. Wenige Monate später wurde ihm, der seit 1920 auch außerordentlicher Professor der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität gewesen war, von der Charité die Lehrbefugnis entzogen. Daraufhin emigrierte er gemeinsam mit seiner Frau im Herbst 1933 nach England, wo er als Gast des „Medical Research Council“ seine Forschungsarbeiten in London fortsetzen konnte. Von der Harvard Medical School erhielt er die Einladung, im Dezember 1934 die prestigeträchtige Vortragsreihe der „Dunham Lectures“ zu halten. Zwar kehrte er anschließend nach London zurück, 1936 wanderte er jedoch endgültig in die USA aus. In New York war er als leitender Bakteriologe am Brooklyn Jewish Hospital sowie beratend am Kings County Hospital tätig. Bis zu seinem Tod mit 72 Jahren blieb er wissenschaftlich und publizistisch aktiv.

Quellen:

  • Berberich J (1949) Ulrich Friedemann [Nachruf]. Proceedings of the Rudolf Virchow Medical Society in the City of New York 8: 146-148
  • Hinz-Wessels A (2008) Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus. Kulturverlag Kadmos: Berlin
  • Stürzbecher M (1961) Friedemann, Ulrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg) Neue Deutsche Biographie, 5. Band: 446-447