Werner Silberstein

24. November 1899 in Berlin

01. Februar 2001 in Jerusalem

Kurzbiographie

Werner Silberstein (1899-2001) wurde in Berlin geboren. Er besuchte das Königliche Wilhelms-Gymnasium, das er 1917 nach bestandener Reifeprüfung verließ. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs studierte er Medizin in seiner Heimatstadt, wobei er 1921 für ein Semester an die Universität Freiburg wechselte. 1924 promovierte er in Berlin mit einer Arbeit über „Die Spülbehandlung bei Entleerungsbehinderung des Magens“. Im selben Jahr heiratete er die aus dem heutigen Weißrussland stammende Ronja Kolodny (1899-1978).

Nachdem Werner Silberstein eine Zeit lang als Assistenzarzt an der von Friedrich Kraus (1858-1936) geleiteten II. Medizinischen Klinik der Charité gearbeitet hatte, trat er zum Jahresanfang 1926 in das Robert Koch-Institut (RKI) ein, wo bereits sein Cousin Alfred Cohn (1890-1965) beschäftigt war. In den folgenden sieben Jahren war er v.a. in der Abteilung für Chemotherapie tätig. Als Bakteriologe forschte er zu unterschiedlichen Erregern und publizierte zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften, u.a. zur Typhus- und Paratyphusdiagnostik.

Kurz nachdem Werner Silberstein wie alle jüdischen Mitarbeitenden des RKI im Frühjahr 1933 entlassen worden war, wanderte er als überzeugter Zionist gemeinsam mit seiner Frau nach Palästina aus. Dort fand er zunächst im bakteriologischen Labor des von der Hadassah Medical Organisation geführten Rothschild-Krankenhauses in Jerusalem eine Anstellung. Von 1938 bis 1942 war er bei dem ebenfalls aus Deutschland emigrierten Hygieniker Hugo Braun (1881-1963) am Institut für Mikrobiologie und Seuchenlehre der Universität Istanbul tätig. 1942 kehrte er nach Palästina zurück. Nach der Staatsgründung Israels 1948 war er maßgeblich am Aufbau der Zentrallabore im öffentlichen Gesundheitswesen des Landes beteiligt. Er bekleidete hohe Positionen innerhalb des israelischen Gesundheitssystems. Im Rahmen der Wiedergutmachung wurde er zum Professor a.D. des RKI ernannt. Auch nach Eintritt in den Ruhestand lebte er weiter in Israel. Sein Besuch in Berlin und am RKI im Jahr 1979 wurde von Thomas Hartwig im Rahmen des Dokumentarfilms „Begegnung mit der alten Heimat“ festgehalten. Werner Silberstein starb im Alter von 101 Jahren am 1. Februar 2001 in Jerusalem, der Stadt, deren Ehrenbürger er war.

Quellen:

  • Hinz-Wessels A (2008) Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus. Kulturverlag Kadmos: Berlin
  • Hubenstorf M (1994) „Aber es kommt mir doch so vor, als ob Sie dabei nichts verloren hätten.“ In: Fischer W, Hierholzer K, Hubenstorf M, Walther PT, Winau R (Hrsg) Exodus von Wissenschaften aus Berlin. Fragestellungen – Ergebnisse – Desiderate. Entwicklungen vor und nach 1933. Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Forschungsbericht 7. Walter de Gruyter: Berlin/New York, 355-460
  • Röder M, Strauss HA (Hrsg) (1980) Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band I: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. KG Saur: München/New York/London/Paris [Eintrag zu Werner Silberstein auf S. 699]
  • Silberstein W (1994) My way from Berlin to Jerusalem. Unbekannter Verlag: Jerusalem